Fragen an Markéta Brandani, Koordinatorin für tschechische Patienten des PFC 

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06.05.2024

Willkommen im Prague Fertility Centre. Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass diese Umgebung möglicherweise neu für Sie ist. Nehmen Sie daher die Einladung unserer erfahrenen Koordinatorin an.

Gleich zu Beginn haben wir Markéta gefragt, was ihr Auftrag ist und wie sie Patientinnen Tag für Tag unterstützt.

Ich begleite jede Klientin durch den gesamten Prozess vom Anfang bis zum Ende. Ich stehe ihr zur Verfügung, erläutere Details und führe sie Schritt für Schritt. Für die Klientin bedeutet das ein Gefühl von Komfort und Sicherheit. Es macht mich glücklich, sie auf ihrem Weg zum ersehnten Wunschkind zu unterstützen.“


Markétas Arbeit ist einzigartig. Eine Koordinatorin trifft man in der IVF-Klinik nicht alle Tage. Uns interessiert, wie sie Koordinatorin der IVF-Klinik geworden ist.


Ich habe mein ganzes Leben lang im Gesundheitswesen gearbeitet und kann mir nichts anderes vorstellen. Ich mag Kinder, sie sind für mich ein wichtiger Teil des Lebens. Schon als kleines Mädchen habe ich mir die Knirpse meiner Verwandten im Kinderwagen geschnappt“ und stolz herumgefahren. 😊 Auch das hat mich motiviert, in einer Klinik für assistierte Reproduktion zu arbeiten. Es ist wunderbar, Teil des Gesamtprozesses der Unfruchtbarkeitsbehandlung zu sein, wobei wir alle unser Bestes für das uns anvertraute Paar geben. Man lernt immer dazu, und die Arbeit mit Menschen ist Beweis dafür.“


Die Tätigkeit einer Koordinatorin ist sehr abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Was bedeutet für Sie persönlich, Menschen zu helfen, die Eltern werden möchten?


Das Thema IVF ist eine große Herausforderung. Es beeinflusst die Psyche eines jeden Paares, die Partnerbeziehung selbst, die Zeit und nicht zuletzt die finanzielle Seite der Sache.
Ich brauche immer ein Feedback zu meiner Arbeit. Natürlich ist es schön, wenn es positiv ist. Dann weiß ich, dass es Sinn macht. Ich freue mich aber auch über negatives Feedback, weil es uns weiterbringt. Meine Aufgabe besteht darin, Paare zu motivieren, sich auch im Verlauf der Behandlung bewusst zu machen, dass man das Leben voll ausleben sollte, egal was passiert.“


Würden Sie uns verraten, was Ihr größter beruflicher Erfolg war?


Da wäre sicher nicht nur eine Geschichte zu erzählen. Bewegende Schicksale gibt es viele. 😊 Manchmal finde ich eine persönlichere Beziehung zu einer Klientin. Mit einigen schreibe ich mich noch heute, auch wenn sie unsere Betreuung längst nicht mehr nötig haben. Der größte berufliche Erfolg lässt sich eigentlich gar nicht benennen, es geht vielmehr um die Zufriedenheit der Klientinnen, und die Nachricht von der Geburt eines Kindes ist immer eine große Freude. Bei erfolglosem Ausgang ist für mich wichtig, dass die Klienten bei uns zufrieden waren, auch wenn es nicht geklappt hat.“


<b>Eine Unfruchtbarkeitsbehandlung ist sehr anstrengend, und die breite Öffentlichkeit hat oft unterschiedliche Vorstellungen davon, was der IVF-Prozess alles impliziert. Was sind die häufigsten Mythen, denen Sie bei Ihrer Arbeit begegnen?</b>

In der Öffentlichkeit sind immer wieder bestimmte Missverständnisse anzutreffen. Eines davon besagt, die IVF sei der garantierte Weg zu einer 100%igen Schwangerschaft. Der IVF-Prozess ist bei jedem Paar individuell und von vielen Faktoren abhängig. Es kommt vor, dass uns eine Frau kontaktiert, die keinen Partner hat und sich mit gespendeten Spermien befruchten lassen möchte. In diesem Fall wird nach tschechischem Recht verlangt, dass sie mit ihrem Partner in die Klinik kommt. Mitunter glauben Klienten, die gesamte IVF-Behandlung wird von der Krankenkasse bezahlt. Die Kostenerstattung hängt von der jeweils gewählten Behandlung und den damit verbundenen Methoden ab. Traurig finde ich, dass IVF-Verfahren in der Gesellschaft oft als Big Business abgestempelt werden.“


Was halten Sie von sozialen Netzwerken zum Austausch über IVF? Denken Sie, dass sie dazu beitragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen?


Hinsichtlich der sozialen Medien ist meines Erachtens die Qualität der Informationen wichtig, um Fehlinformationen zu vermeiden. Oft haben die Menschen keinen komplexen Überblick über die gesamte IVF-Problematik. Soziale Medien können ein guter Diener sein, aber manchmal auch ein schlechter Meister.“


Es liegt auf der Hand, dass die Arbeit als Koordinatorin u. a. auch viel Geduld erfordert. Haben Sie selbst einen Rat, den Sie im persönlichen und beruflichen Leben befolgen?


Nicht urteilen. Daran halte ich mich beruflich wie privat.“



Und wie laden Sie nach einem anstrengenden Tag Ihre Batterien wieder auf? Haben Sie Aktivitäten oder Hobbys, die Ihnen auch nach einem beschwerlichen Tag helfen, zu entspannen und neue Kraft zu tanken?


Wichtig ist zu lernen, Privatleben und berufliche Verpflichtungen zu trennen. Manchmal ist das unmöglich, weil wir für die Klientin, die unsere Hilfe braucht, erreichbar sein müssen. In diesem Fall gehe ich natürlich immer ans Telefon. In meiner Freizeit bin ich bemüht, vom Beruf abzuschalten. Außerdem versuche ich, mich regelmäßig zu bewegen. Zu meinen Lieblingssportarten gehören Laufen, Yoga, Radfahren und Spaziergänge. Laufen macht wunderbar den Kopf frei, oft kommt mir dabei eine gute Idee oder rufe ich mir eine unerledigte Sache ins Gedächtnis. Yoga hilft mir sehr bei der Stressbekämpfung.“


Sie sind offenkundig sehr aktiv. Können Sie überhaupt einmal innehalten? Haben Sie vielleicht ein Buch, das Sie in letzter Zeit inspiriert hat?


Ja. Mein Lieblingsautor ist der Psychiater Radkin Honzák, der eine optimistisch-realistische Sicht auf das Leben hat.“


Sie sind allem Anschein nach Verfechterin einer ausgewogenen Lebensweise. Daher wäre sicher gut zu fragen, wie wichtig Ihrer Meinung nach eine gute Ernährung und eine gesunde Lebensweise bei der IVF-Behandlung sind und wie Sie Ihre Klienten diesbezüglich informieren.


Ja, ich bin Verfechter einer gesunden Lebensweise und versuche auch, meine Klientinnen dahingehend zu beeinflussen. Zugegeben, ein Großteil unserer Klientinnen lebt gesund. 😊 Ausreichend Schlaf ist auf jeden Fall wichtig, auch wenn das in dieser Zeit schwierig ist. Zu meinen häufigsten Ratschlägen gehören Waldspaziergänge, vor allem in der Zeit nach einem Transfer. Da fühlen sich die Klientinnen nämlich gezwungen, ständig im Internet nach garantierten“ Ratschlägen zu googeln.


Zum Schluss vielleicht noch etwas Technisches. Was sind Ihrer Meinung nach in jüngster Zeit die bedeutendsten Veränderungen in der IVF-Technologie bzw. bei den Protokollen?


Ich bin seit 1996 im IVF-Bereich tätig und kann die Entwicklung der Technologien mitverfolgen. An vorderster Stelle sehe ich die Überwachung der Embryonenentwicklung. Bei jeder Konsultation der Embryologen mit den Klienten vor einem Transfer darf ich die Entwicklung der Embryonen mitbeobachten und bin immer wieder fasziniert. Ich freue mich oft über Klienten, die aus einem anderen Zentrum zu uns kommen und sagen, dass ihnen das noch nie jemand gezeigt oder erklärt hat. Zu den großen Fortschritten zähle ich auch die Vorteile der Präimplantationsdiagnostik. Manche Klientinnen wären ohne diese Option überhaupt nicht in der Lage, ein gesundes Kind zu bekommen.“